Seine Werke faszinieren sofort durch ihre Perfektion und handwerkliche Brillanz. Der Betrachter kann sich kaum sattsehen an den harmonischen Landschaften mit virtuosen Wolkengebilden und den liebevoll ausgestatteten Szenen einer scheinbar beschaulichen Welt.
Alle vordergründige Klarheit der Bildthemen verschwindet jedoch bei näherer Betrachtung. Warum lässt sich etwa ein Mädchen von einem Gorilla in einer Nussschale (Abb. 5 unten) auf die offene See rudern? Welche Art von Ausflug plant das ungleiche Paar?
Auf den zweiten Blick werfen seine Bilder mehr Fragen auf, als sie beantworten. Denn sie sind mehr als die Summe ihrer Teile. Sie wecken die Erinnerungen und Fantasien des Betrachters. „Sitzt er doch längst schon mit im Boot und weiß mal wieder nicht recht, wie es ihm ist“ (vgl. Robert Gernhard).
Auf die Weise finden Landschaften und Situationen ihre individuelle oder kollektive Bedeutung im Gedächtnis des Publikums.
Die Bilder Michael Sowas laden zur Einfühlung ein. So möchte sich der Betrachter gleich mit Köhlers Schwein (Abb. 1) in den kühlen Teich stürzen. Oder er spürt förmlich die stresslösende Wirkung, die von Waltraud Birnbach-Wummes Methode zur Blitzentspannung (Abb. 2) mithilfe eines Hasens ausgeht.
Seine Arbeiten rufen ein Schmunzeln hervor, doch der Betrachter weiß nicht, ob dies vom Maler beabsichtigt war.
„Merkwürdig, ganz merkwürdig, diese Bilder. Auf den ersten Blick wirken sie so behaglich, so vertraut, ja, so klassisch.“ Und so rund und warm und satt, wie im Museum bei den Alten Meistern, bei denen die Pferde noch nicht blau waren. Doch beim zweiten und dritten Blick weiß man sich schon auf die wunderbarste Weise geleimt…
So ordentliche Bilder, so unordentliche Botschaften… Aller beflissene Ernst – nichts als Täuschung. Aus allen Winkeln blinzelt listiger Humor…“
Mandred Sack
Der Maler und Illustrator wurde 1945 in Berlin geboren. Trotz schwieriger Zeiten erlebte er eine unbeschwerte Kindheit. Im Anschluss an die Schulzeit begann er ein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule der Künste in Berlin. Ein Kompromiss mit den Eltern. Immerhin handelte es sich um einen Beruf mit ordentlicher Bezahlung und Pensionsanspruch.
Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er einige Monate in Teilzeit als Lehrer an der Schule. Viel lieber aber beschäftigte er sich aber schon damals mit eigenen Arbeiten. Keine gute Voraussetzung für sorgfältige Unterrichtsplanung.
Seit den frühen achtziger Jahren bis zum Beginn der neunziger Jahre lieferte Michael Sowa zahlreiche Beiträge für die Partei „Die Grünen“.
Darunter Plakate für Bundestags- und Landtagswahlen. Dies führte zu weiteren Aufträgen als Illustrator.
Die frühen Bilder seines malerischen Werkes sind vornehmlich Landschaften. Michael Sowa sagte einmal über seine Arbeit: „Im Grunde sind das Bühnenbilder. Landschaftsinszenierungen. Und damit das nicht nur schön und langweilig daherkommt, brauchte es Personal. Mitunter ein Huhn, ein Schwein oder ein Hund.“
Seine Baumgruppen, Wiesen, Meere und Innenräume seien ein mehr oder weniger beliebiger Hintergrund für seltsame Begegnungen. Doch das scheint gar zu bescheiden. Vordergründig mögen seine Werke klar und eindeutig wirken, doch bei näherer Betrachtung lösen sich alle Gewissheiten auf.
Surrealistisch muten die Szenen an, in denen unerwartetes Personal auf Abwege gerät. Eine zarte Melancholie und feine Ironie durchziehen sein hintergründiges Werk.
Häufig übermalt der Künstler seine Bilder immer wieder, setzt Horizonte herauf oder herunter und verändert die Lichteinfälle bis sie ihm richtig erscheinen. Ein Hang zum Perfektionismus ist unübersehbar.
Einige der Themen, oft auch anekdotische, wären ebenso als schnelle Zeichnungen vorstellbar. Die sorgfältige malerische Ausführung verschafft dem Ganzen unberechtigterweise höhere Weihen.
Nicht selten entstehen mehrere Fassungen eines Motivs. Im Ergebnis sind seine Werke handwerklich so überzeugend, dass sie an die Altniederländer erinnern.
Der Maler und Illustrator sieht sich aber vornehmlich als Handwerker. Eine Auswahl der Werke Michael Sowas finden Sie in der Bildergalerie.
1995 Olaf-Gulbransson-Preis
2004 Berliner Buchpreis
2013 Göttinger Elch
2015 Sondermann-Preis
2020 e.o.plauen Preis
1988 Erste Ausstellung zusammen mit Ernst Kahl in der Galerie am Chamissoplatz in Berlin-Kreuzberg
1992 Erste Einzelausstellung im Wilhem-Busch-Museum in Hannover
Weitere zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, insbesondere in Japan.
Die Werke des Künstlers würden in zahlreichen Büchern im veröffentlicht. Mehr Information dazu finden Sie in seiner Bibliografie.